Die Braut
In einem fortlaufenden Bilderzyklus male ich weibliche Figuren, die sich an Darstellungen der Braut aus diversen Epochen der Kunstgeschichte orientieren. Konkrete Bildzitate etwa von Tiziano Vecellio oder der dynastischen Porträts von Diego Velázquez sind ebenso vertreten wie freie Interpretationen des Themas nach Gustav Klimt oder Diego Velázquez.
Der Werkzyklus wurde zum Teil durch Coronahilfe-Stipendien des Senators für Kultur Bremen (2020/21) und des Kunstfonds Bonn (NEUSTART KULTUR 2022) gefördert.
Porträt und Figur
„Emese Kazárs weitgehendes Thema ist die menschliche Figur. Ihre Gemälde entwickeln sich aus einem dunklen Hintergrund und werden in abstrahierenden Flächen, in lasierender Malweise und in Reflektion über die Möglichkeiten der Malerei herausgearbeitet. Die eher zu erahnenden farbigen Setzungen ergeben bei genauerer Betrachtung plötzlich räumliche Eindrücke in den explizit flächigen Gemälden. [...]“
Selbstporträt als Braut
Für die Arbeit habe ich den Abdruck meiner Vulva in Siebdruck - lebensgroß - in weißer Farbe auf Satinstoffe drucken lassen, die für die Herstellung von Brautkleidern verwendet werden. Das gegenläufige Schillern sowie die farbliche Nähe von Bildmotiv und Bildträger erschweren den Blick auf den Körperabdruck.
Den bedruckten Stoff habe ich auf Holzrahmen gespannt, so dass die druckgrafische Arbeit zugleich auf das Medium der Malerei verweist. Die Arbeit nimmt Bezug auf Yves Kleins performative Malerei Anthropometrie (1961), bei der nackte Frauenkörper als Druckstock fungierten.
In Emese Kazárs Gemälden bewegen sich (weibliche?) Figuren wie Traumwesen in einem merkwürdig undefinierten Bildraum. In ihrer Körperlichkeit scheinen sie vom Untergrund aufgesogen zu werden oder gerade aus ihm herauszutreten. Sie wirken gefährdet, ohne äußere Feinde zu haben. In dem Fehlen persönlicher Attribute behaupten Kazárs Bilder damit eine übergeordnete Gültigkeit, die die Verletzlichkeit allen Seins konstatiert.